Entdecke die Geschichte

Entdecke den Ursprung der „aquae patavinae“ und die Geschichte der Landschaft des euganeischen Thermalgebietes...

 

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La documentazione scritta

Die Studie der römischen Religion durch die schriftliche Dokumentation

Von dieser Religiosität besitzen wir Daten, die von der schriftlichen (literarischen und epigraphischen) und archäologischen Dokumentation erschließbar sind. Die archäologische Dokumentation besteht überwiegend aus gelegentlichen handgearbeiteten Erzeugnissen, die auch interessante Elemente anbieten, um die Komplexität dieses alten symbolischen „Systems“ zu verstehen. Außerdem kann man wertvolle Angaben von den in diesen Orten verwurzelten Traditionen bekommen.
Von einem kultischen Gesichtspunkt gesehen, sind in diesen Orten Gottheiten mit klaren Heiligungseigenschaften bezeugt: es ragen Geryon hervor, der im ganzen Gebiet wegen seiner orakelhaften Fähigkeiten bekannt ist, Aponus, ein Gott, dessen Namen auf eine heilige Quelle verweisen kann, und Apoll, der mit der Romanisierung Aponus ersetzt oder neben ihm gestellt wird.
Außerdem sind Votivgegenstände belegbar, wie auch die Inschriften, die sich auf Jupiter, Merkur, Isis, Vulcanus und vielleicht auf Fortuna beziehen. Wie auch in anderen italischen Thermalgebieten bezeugen diese Gottheiten die Vielfältigkeit und die Komplexität der Verehrungsformen in diesem Thermalkontext.
Schließlich, von einem mythologischen Gesichtspunkt gesehen, erinnern die literarischen Quellen an die Durchreise des Herakles in diesen Gebieten bei seiner Rückkehr von dem fernen Okzident und nach einigen Studien wäre er noch hier an einem Ort mit einem starken und anhaltenden Geruch, wo Phaethon in seinem Lauf mit dem Sonnenwagen abstürzte.

Studien erkennen übereinstimmend in Aponus den Namen einer therapeutischen Quelle…
Die jüngsten Studien, die die zwei Gottheiten auf der Grundlage literarischer Quellen analisiert haben, erkennen übereinstimmend in Aponus den Namen einer in venetischer und auch in römischer Zeit bestehende Quelle, die wegen ihrer therapeutischen Eigenschaften geheiligt war. Wenn man außerdem bedenkt, dass die Wurzel Ap* zum semantischen Bereich des Wassers zurückzuführen ist, ist es nicht erstaunlich, dass sich Apoll mit der Romanisierung der Aquae Patavinae neben Aponus stellt oder ihn sogar ersetzt: das Vorhandensein des Gottes der Medizin, der Orakel gab und die Kranken durch die Eigenschaften des Wassers heilen konnte, ist in vielen anderen italischen Thermalorten dokumentiert, und hier bewiesen dank des kleinen Altars mit Votivwidmung des Montirone und eines jetzt verlorenen Basreliefs, das auf dem Colle di S. Pietro Montagnon gefunden wurde.
Bestimmt war aber Aponus die bekannteste Schutzgottheit der warmen und therapeutischen Gewässer in Anbetracht der vielen Inschriften, die zwischen Montegrotto, Abano und Saccolongo, gefunden wurden: man glaubt nämlich, dass die Abkürzung A.A., die auf diesen Epigraphen zu lesen ist, einer Widmung (in Form von Aquae Aponis oder Aquae Aponiae) den Gewässern des Aponus zurückzuführen ist.


Luni-Marmorplatte mit Widmung den ‘Aquae Aponi’

Das Vorhandensein des Geryon, der in der griechischen Mythologie als ein Dreikörper Ungeheuer…
Das Vorhandensein bei den Aquae Patavinae des Geryons, der in der griechischen Mythologie als ein Dreikörper Ungeheuer dargestellt war, wird von Sueton bezeugt, der diesem Gott einen orakelhaften Kult zuschreibt: nach dem Schriftsteller hatte ihn Tiberius über seine Zukunft ausgefragt und der Gott prophezeite ihm große Erfolge, nachdem er ihm geraten hatte, die Würfel in die Quellen des Aponus zu werfen, um den göttlichen Willen zu erkennen.
Heute sind keine konkreten Reste dieses alten Orakelsitzes bekannt, der sich aber in der Antike hier befinden sollte. Eine weitere Spur ist von einer Inschrift geliefert, die eben dem Orakel Geryon gewidmet war und die im Presbyterium der alten Pfarrkirsche der SS. Pietro und Eliseo in San Pietro Montagnon gesehen wurde.
Es ist auch nicht beweisbar, ob die siebzehn sortes aus Bronze diesem Orakel zuzuschreiben sind, die im 16. Jh. in einer nicht genau identifizierbaren Ortschaft zwischen Este und Padua gefunden aber später zerstreut wurden. Dennoch könnte ein Bruchstück eines Denkmals, das vielleicht als ein Kultusgrenzstein aus der Umgebung von Este gedeutet und das während einer Ausgrabung im 19. Jh. entdeckt wurde, den dreiköpfigen Geryon darstellen.
Das Vorhandensein dieser Gottheit, mit der Figur des Herakles verbunden, erklärt sich gut für dieses Gebiet, da es mit dem „Höllenweg“ eng verbunden ist, woraus die Thermalquellen hervorsprudeln und die auch heute noch besonders wegen der eigenartigen gasförmigen Dünste eindrucksvoll sind: der Paduaner Geryon, der am Anfang mit einer einheimischen Gottheit und nur später mit dem griechischen Dämon identifiziert wurde, hatte keineswegs die negativen Merkmale der klassischen mythologischen Sage, sondern er war wegen seiner orakelhaften und heilbringenden Fähigkeiten für Mensch und Tier positiv ausgelegt.


Amphore mit angreifendem Geryon (aus LIMC IV, 2, s.v. Geryoneus, 16)

Das Vorhandensein im Euganeischen Thermalgebiet des Herakles ist von einigen Quellen bewiesen…
Das Vorhandensein des Herakles im Euganeischen Thermalgebiet ist von einigen lateinischen Quellen bewiesen: von Claudianus, der sich zwischen 397 und 399 in dieser Zone aufhielt, erfährt man, dass Herakles Spuren seines Durchganges in diesen Gebieten gelassen hätte bei seiner Rückkehr von dem fernen Okzident mit den Herden, die er Geryon entwendet hatte: „konkretes“ Andenken dieses Durchgangs wäre eine „Heraklesstraße“, durch tiefe Furchen gekennzeichnet, die zu Zeiten des spätantiken Schriftstellers in der Nähe von Abano und Montegrotto noch ersichtlich waren.
Zum Schluss, nach Pherekydes (5. Jh. V. Chr.) hatte der Held die Nymphen des Eridanus (heute Po) (die Heliaden?) während seiner Wanderung auf der Suche nach den Äpfeln der Hesperiden befragt.


Attische Schale, Euphronios zugeschrieben. Seite A: Herakles kämpft gegen Geryon; Seite B: Die Ochsen des Geryons (aus LIMC V, 2, s.v. Heracles, 2501)

In der Nähe eines Sees voller heißen Wassers stürzte Phaethon von dem Sonnenwagen…
Das Gebiet zwischen dem Eridanus und den Gewässern von Abano stellt den Kontext dar, in dem sich eine mit dem Phaethonmythos verbundene Tradition gefestigt hatte: nach einem irrtümlich Aristoteles zugeschriebenen Text erzählten die Bevölkerungen, dass Phaethon vom Sonnenwagen in einem Ort nahe des Eridanus gestürzt war, wo sich ein See voller heißen Wassers mit einem unangenehmen Geruch befand, der allen Tieren das Trinken und das Überfliegen verhinderte.
Die vom Todes des Bruders verzweifelten Heliaden wurden in Pappeln verwandelt und ihre Tränen in Bernstein (ein Material, das von Nordeuropa kam, aber im ganzen Mittelmeer gehandelt wurde). In diesen mythologischen Kontext ist der Mythus der Elektriden (Inseln mit dem gleichen Namen des Bernsteins, Elektron) zu bringen, die sich mitten in der Lagune von Venedig oder in der Nähe von Aquileia befunden hätten.


Phaethons Fall vom Sonnenwagen (Florenz, Galleria degli Uffizi, römischer Sarkophag, inv. 181: aus Sichtermann H., Koch G.1975, Griechische Mythen auf römischen Sarkophagen, Tübingen, Taf. 157, 2)